Wir sind froh, dass wir Medan nach einem Tag bereits wieder verlassen und in den Norden Sumatras, in die Provinz Aceh fliegen, von wo wir für eine knappe Woche zum Entspannen und Tauchen auf die nördlich von Sumatra gelegene Insel Pulau Weh (Sabang)übersetzen. Hier stoßen der Indische und Pazifische Ozean an der Straße von Malakka zusammen und dementsprechend bunt und vielfältig ist die Unterwasserwelt. Ein Fischfangverbot innerhalb der ersten 2,5 Kilometer der einen Inselseite sorgt zudem dafür, dass man von den hier beheimateten Fischen und anderen Meerestieren auch wirklich welche zu sehen bekommt. Dynamit und Cyanid sind unbekannt und die intakten Korallenriffe sprudeln vor Leben. Leider spielen Wetter und Sichtverhältnisse nicht ganz mit, aber insgesamt ist die Insel als Tauchziel abslut empfehlenswert und bei einer Tour mit dem Motorrad entdecken wir auch sonst ein paar schöne Ecken und „Attraktionen“ der Insel, wie den nördlichsten Punkt Indonesiens, den „Kilometer 0“. Zudem ist unsere Unterkunft beim Südafrikaner Freddy, der jeden Abend ein sensationelles Abendessen zaubert absolut klasse. Bei Preisen von 300.000 Rupien (ca. 18 EUR) für einen Tauchgang und 150.000 für einen Bambus-Bungalow inkl. Frühstück macht das Reisen hier auch richtig Spaß 🙂
Zurück in Banda Aceh übernachten wir wie schon beim ersten Stopp bei Lindas Homestay wo uns die rührende Besitzerin Linda mit Gastfreundschaft überhäuft und erkunden am nächsten Tag Stadt und Umgebung mit dem Motorrad.
Die Küsten der Provinz Aceh wurden 2004 vom Tsunami überrollt und ganze Landstriche komplett zerstört. Über 140.000 Menschen starben hier, davon ca. 45.000 in Banda Aceh, die in 3 riesigen Massengräbern bestattet wurden, an denen heute Gedenkstätten stehen. Fast jeder hier hat ein oder mehrere Familienmitglieder verloren.
Obwohl Banda Aceh unter strengen Bauauflagen mittlerweile wieder aufgebaut wurde und im Gegensatz zu Medan wirklich angenehm ist, sieht man überall noch Zeugen der Katastrophe: abgesunkene Stadtteile, ein Fischerboot das vom Tsunami auf ein Haus gespült wurde, im Wasser stehende Ruinen… einen Eindruck davon vermittelt auch das Tsunami Museum.
Allerdings hat der Tsunami auch dazu geführt, dass der jahrzehntelange bewaffnete Freiheitskampf der Acenehsen aufhörte und ein Autonomievertrag unterzeichnet wurde. Vielen Einheimischen reicht das aber nicht, und mehrfach wurde uns von der notwendigen „Liberasi“ erzählt.
Es bleibt zu hoffen, dass es nicht wieder zu Kämpfen kommt, denn die Stadt und die Provinz sind als Reiseziel absolut sehenswert, das Essen ist großartig und die Menschen extrem gastfreundlich. Von der Scharia merkt man nichts, außer dass es keinen Alkohol gibt. Bedeckte Schultern und ein wenig Gespür für „unsittliches Verhalten“ (z.B. Baden im Bikini) sind dennoch angebracht.
Auf dem Weg zum nahegelegenen breiten Sandstrand Lampu’uk werden wir von langen heftigen Regenschauern überrascht. Alle unsere Sachen werden nass, so dass wir uns auf der Rücktour in Handtücher und Sarongs hüllen müssen und sehen damit ganz schön bescheuert aus, was die Einheimischen sichtlich belustigt.
Tags darauf besuchen wir den unglaublichen Fischmarkt und kaufen dann noch ein paar lokale Produkte ein: bestickte Hemden, Kaffee und handgewebte Stoffe, bevor wir uns wieder zum Flughafen aufmachen, um ein paar Tage durch den Dschungel zu trecken.